Indigenes Wissen für ein gewaltfreies Miteinander
Kinder, Jugendliche, Frauen und alte Menschen in der ländlichen Gemeinde Ayata in Bolivien leiden unter den Migrationsbewegungen in die Stadt. Sie werden mit wenig Ressourcen und Bildungsmöglichkeiten zurückgelassen. Mit Dialogkreisen soll die indigene Weltsicht wiederbelebt und so auch die biologische Landwirtschaft, die Bildung sowie ein Umfeld ohne Gewalt gefördert werden.
Obwohl die indigene Gemeinde Ayata in den fruchtbaren Andenhängen liegt, leiden die Familien unter Migration, was einen Identitätsverlust und Armut zur Folge hat. Die andine Kultur ist ein oft wenig beachteter Schatz, ihre Weltsicht stellt eine radikale Gegenperspektive zum Kapitalismus dar: die Erde wird als Subjekt und nicht als Besitz wahrgenommen. Die Beziehung zwischen Menschen und Erde ist geprägt durch ein Gleichgewicht aus Geben und Nehmen: Opfergaben in Ritualen drücken den Respekt für die Erde aus, die im Gegenzug Erntefrüchte zurückgibt. Die Menschen leben mit den Zyklen der Erde. Dies bewirkt einen respektvollen Umgang mit dem Leben allgemein, der Erde und den Mitmenschen. Durch die Kolonisierung wurde diese Kultur systematisch unterdrückt. Jetzt soll sie wieder aufleben, denn sie bietet ein grosses Potential. Die Menschen sind sich dessen oft nicht bewusst und geben ihre traditionelle Lebensweise auf. Zusätzlich kommt es aufgrund von klimatischen Veränderungen immer öfter zu Wassermangel. Die Einflüsse der Stadt führen zu übermässigem Einsatz von Pestiziden in der Produktion, was den Böden langfristig schadet.
Fundación Machaqa Amawta arbeitet mit einem Programm zur Förderung der intra- und interkulturellen Bildung, um die eigene Kultur und ein friedliches Zusammenleben zu stärken. Ein weiteres Programm trägt zur Förderung der lokalen biologischen Landwirtschaft bei und lässt lokale Produktionstechniken wiederbeleben. Beide Programme werden von der Ethnologin/Anthropologin und Comundo-Fachperson Marie Rappaport unterstützt. Durch die transkulturelle Methode der Dialogkreise werden Menschen in intergenerationale Räume eingeladen, in denen sie sich gemeinsam über das lokale Wissen austauschen und dieses so wiederbeleben. Dieses Wissen soll auch in den Lehrplan der lokalen Schulen integriert werden. Ausserdem sollen Rituale wiederbelebt werden, die Ausdruck der lokalen Weltsicht sind und infolge Kolonisierung, Migration und Orientierung Richtung “Modernität” teilweise verloren gegangen sind. Die Wiederbelebung der lokalen Identität dient nicht nur der Wiederbelebung einer wertvollen Kultur. Sondern sie stärkt ihre inhärenten Werte für ein friedliches und respektvolles Zusammenleben zwischen allen Lebewesen. Sie bedeutet die Stärkung einer Kultur, von der die Welt lernen kann.
Unsere Partnerorganisation vor Ort
Die «Fundación Machaqa Amawta» ist eine kleine, schnell wachsende Nichtregierungsorganisation in Bolivien. Sie hat ihre Wurzeln in der Gemeinde “Jesús de Machaqa”, in der sie gemeinsam mit der indigenen Bevölkerung gegründet wurde, um die lokale Bildung zu stärken. Sie leistet einen wichtigen Beitrag zum Aufbau einer gerechten, demokratischen, inklusiven und interkulturellen Gesellschaft. Ziel ihrer Arbeit ist es, die Lebensqualität armutsbetroffener, indigener Familien zu verbessern und die Risikosituation von bolivianischen Mädchen, Jungen und Jugendlichen hinsichtlich genderbasierter Gewalt zu verringern.
Ziele des Einsatzes
Der Einsatz von Marie Rappaport soll die lokale Identität insbesondere von Kindern und Jugendlichen, aber auch von Frauen und alten Menschen in Ayata stärken und so für ein friedliches und gewaltfreies Miteinander sorgen. Die lokale Kultur bildet die Grundlage für Lösungen hin zu einem Leben in Würde und Frieden. Ihre Stärkung führt zu einem gesunden Ökosystem, welches reichhaltige und gesunde Nahrung liefert, sowie zu einem friedlichen Miteinander, welches Kindern, Jugendlichen und alten Menschen ein sicheres und liebevolles Umfeld bietet und dadurch auch Gewalt verhindert. Kinder und Jugendliche erhalten eine intra- und interkulturelle Bildung, Frauen und alte Menschen stärken ihr Selbstbewusstsein und ihre politische Partizipation und tragen so zu einer inklusiven Gesellschaft bei. Ausserdem wird das Team der Fundación Machaqa Amawta in der Methode der Dialogkreise geschult. und in Themen zu Identität, Interkulturalität und Kolonisierung und im liebevollen Umgang mit sich selbst, den anderen und der Erde gestärkt.
Fachperson
Marie
Rappaport
Ethnologin
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