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30.11.2021 | Nicaragua, Ernährung und Einkommen

«Wir haben eine ganze Ernte verloren!»

In diesem Jahr hat eine extreme Dürre die Bemühungen vieler Kleinbauern im Norden Nicaraguas zunichte gemacht. Die Verluste werden aber dank der Diversifizierung der Kulturen und der biointensiven Landwirtschaft, die in den letzten Jahren mit Unterstützung des Instituto de Promoción Humana (INPRHU) eingeführt wurde, gemildert.

«Es regnet nicht mehr dann, wenn wir es erwarten!». Don Felipe Artenio Moreno Valladares ist besorgt. Er ist Landwirt und lebt seit über 30 Jahren mit seiner Frau und seinen Kindern in der Gemeinde Nueva Esperanza im Norden Nicaraguas. Dort befürchtet er, dass weitere Extremereignisse, wie der Hurrikan Mitch im Jahr 1998, bevorstehen. Zusammen mit seiner Familie ist er seit 2017 ein Begünstigter von INPRHU (Instituto de Promoción Humana), meiner Partnerorganisation von Comundo, wo ich meinen Einsatz leiste. «Ihr habt uns in vielerlei Hinsicht geholfen: zunächst durch die Aufzucht von Tilapia-Fischen. Dann habt ihr uns Kaffeesamen und eine Wasserpumpe geschenkt. Heute erhalten wir auch Saatgut für einen Bio-Intensivgarten, in dem wir Zwiebeln, Karotten, Tomaten, Rüben, Mais und Bohnen anbauen können», meint Felipe stolz. 

Thomas Heusser im Gespräch mit Landwirt Don Felipe Artenio Moreno Valladares
Thomas Heusser im Gespräch mit Landwirt Don Felipe Artenio Moreno Valladares
Die Landschaft in der Gemeinde Nueva Esperanza
Die Landschaft in der Gemeinde Nueva Esperanza

«Durch mein Fachwissen erhält die Partnerorganisation eine neue Datenbank, dank der zukünftig Kleinbauern wie Felipe noch besser geholfen werden kann.» Thomas Heusser


 

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Man kann nicht alles auf eine Karte setzen

Die Diversifizierung der Anbauprodukte ist wichtig, betont Felipe: «Stell dir vor, wir hätten in einem Jahr wie diesem, in dem wir wegen der Dürre die gesamte Ernte verloren haben, nur Bohnen angebaut: Wie würden wir jetzt überleben?». Seine Frau Deysi del Socorro Mendez Baca züchtet Hühner und gemeinsam kümmern sie sich auch um zwei Kühe, einen Esel und ein Pferd.

 

«Als wir Kinder zu Hause waren, haben wir nur Bohnen, Mais und Eier gegessen. Jetzt ist die Ernährung der Familie abwechslungsreicher und gesünder», erzählt er. Durch den Eigenanbau von Produkten, die Sie früher auf dem Markt gekauft haben, spart er mit seiner Familie auch Geld, was seine Kaufkraft erheblich verbessert. Don Felipe ist auch der Koordinator der Saatgutbank für die Gemeinden Nueva Esperanza und El Pegador. Die Saatgutbank, eine Initiative von INPRHU, hat sich für die Gemeinschaft als äusserst hilfreich erwiesen. Sie wird von einer Gruppe von sechzehn Personen (acht Frauen und acht Männer) betrieben, die gemeinsam vier Parzellen (drei Bohnen- und eine Maisparzelle) bewirtschaften, ohne Chemikalien zu verwenden und ohne von großen multinationalen Agrarunternehmen abhängig zu sein.

Fachperson Thomas Heusser und Landwirt Don Moreno Valladares
Fachperson Thomas Heusser und Landwirt Don Moreno Valladares

INPRHU ist eine der ältesten Nichtregierungsorganisationen in Nicaragua: Sie wurde 1966 gegründet und setzt sich für die Förderung der menschlichen Entwicklung von Familien und Gemeinden ein, damit diese selber ihre Lebensbedingungen verbessern können. Das Büro in Somoto, in dem ich als Anthropologe und Comundo-Fachperson arbeite, gibt es seit 1990. In den 30 Jahren des Bestehens hat INPRHU noch kein wirksames Überwachungssystem eingeführt, wie mir die Leiterin des Büros in Somoto, Martha Merari Blandón Calderón, erklärt: «Bis jetzt haben wir oft einzelne Projekte nach den Wünschen unserer UnterstützerInnen bewertet. Hier in Somoto hatten wir jedoch noch nie ein ganzheitliches institutionelles Überwachungssystem, um die Gesamtauswirkungen unserer Arbeit zu messen», meint Martha.

Effizienter und besser helfen können

Mit meiner Erfahrung in der Erhebung qualitativer und quantitativer Daten kann INPRHU nun genau hierbei unterstützen. Nämlich bei der Erstellung einer leicht zu pflegenden elektronischen Datenbank mit genauen Daten über alle Begünstigten. So kann INPRHU endlich Familien wie beispielsweise die Bauernfamilie von Felipe und ihre Bedürfnisse besser erfassen. Martha Calderón ist überzeugt, dass ihre Organisation dank einer Datenbank zukünftig viel effizienter und zielgerichteter arbeiten kann. Dank besseren Kenntnissen von armutsbetroffenen Familien kann diesen viel besser geholfen werden, ist sie überzeugt.

Von Thomas Heusser | 30. November 2021 | Nicaragua

 

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Thomas Heusser

Anthropologe

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Thomas Heusser begleitet die Partnerorganisation INPRHU bei der Erstellung und Verwaltung einer Datenbank zur besseren Erfassung armutsbetroffener Familien und Bauern.
 

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