Vorschulbildung stärkt Kinder fürs Leben

Die ländliche Sambesi-Region im Norden Namibias ist von Armut betroffen. Viele Kinder haben nur begrenzten Zugang zu Bildung. Die Wiederholungsraten sind mit 15 bis 25 Prozent vor allem in der ersten und zweiten Klasse sehr hoch. Dies führt zu überfüllten Klassenzimmern, was sich wiederum negativ auf die Qualität des Unterrichts auswirkt – ein Teufelskreis in diesen wichtigen Anfangsjahren der Bildung. Die Kinder werden in die nächste Klasse versetzt, ohne die Grundfertigkeiten im Lesen, Schreiben und Rechnen zu beherrschen. Damit stehen ihre Schullaufbahn sowie das gesamte Bildungssystem auf wackligen Beinen. 

Kinder mit Beeinträchtigungen oder Lernschwierigkeiten sind von diesen Problemen besonders betroffen. Sie können oft nicht zur Schule gehen, brechen diese frühzeitig ab oder werden gar zuhause versteckt. Heilpädagogische Angebote oder besondere Fördermassnahmen gibt es kaum und es mangelt an Lehrkräften für Sonderpädagogik, Ergotherapie oder Schulpsychologie. Die Bildungsbehörden haben die Dringlichkeit einer qualitativ hochwertigen und inklusiven Vorschulbildung für alle Schülerinnen und Schüler erkannt. Doch es happert bei der Umsetzung, denn es fehlt an erfahrenen und qualifizierten Lehrkräften, kindsgerechten Räumlichkeiten und Materialien sowie strukturierten Lehrplänen. Zudem sind die Bildungsbüros und Schulen kaum untereinander vernetzt.

Unsere Fachperson ist ausgebildete Kindergarten-Lehrperson mit einer Spezialisierung auf Sonder- und Heilpädagogik, was sie für die Arbeit im Bereich Inklusion besonders auszeichnet. Sie arbeitet vor Ort mit dem Direktorat für Bildung, Kunst und Kultur Sambesi zusammen – eines von 14 regionalen Bildungsbüros unter der Leitung des nationalen Bildungsministeriums. 

Fabienne Strebel ist für die Planung und Durchführung von Weiterbildungen in den Bereichen Früherziehung und Sonderpädagogik zuständig. Zudem klärt sie Lehrpersonen, Eltern und Behörden über verschiedene Arten von Behinderungen auf und sensibilisiert für neue Unterrichtsmethoden. Denn der vorherrschende Frontalunterricht ist insbesondere für Schüler/-innen mit Lernschwierigkeiten eine Herausforderung und berücksichtigt ihre individuellen Bedürfnisse kaum. Fabienne zeigt auf, wie mit kleinen Dingen viel bewirkt werden kann. Zudem berät sie bei der Entwicklung von Unterrichtsmaterialien für die jüngsten Lernenden und sorgt für einen intensiveren Austausch von Erfahrungen und Best practices über die Regionen hinaus.

Der Ansatz der Inklusion und des individuellen Lernens wird auf allen Ebenen im Bildungsbereich verstärkt, insbesondere auch in der Vorschulstufe. Davon profitieren landesweit rund 40‘000 Kinder und Jugendliche, denen ein besserer Start in die Schullaufbahn und Übertritt in höhere Klassen ermöglicht wird. Besondere Aufmerksamkeit erhalten Schülerinnen und Schülern aus bildungsfernen und sozial schwachen Familien. Da die Lehrpersonen besser ausgebildet sind, können sie ihren individuellen Bedürfnissen besser gerecht werden und auch ihnen ermöglichen, ihre Potentiale zu entfalten. 

Comundo unterstützt das Bildungsministerium und Schulen in Namibia bei der Bewältigung grosser Herausforderungen. Das Ziel besteht insbesondere darin, gerechtere Bildungschancen für alle Kinder und Jugendlichen zu ermöglichen, ob mit oder ohne Beeinträchtigung und unabhängig von Geschlecht, Ethnie und davon, ob sie in der Stadt oder auf dem Land leben. Im Fokus stehen die Förderung der frühkindlichen Bildung, die Stärkung der Administration und des Fachwissens im Bildungsministerium, der Auf- und Ausbau berufsbildender Fächer sowie die Vernetzung des Bildungsbereichs mit dem Arbeitsmarkt.