Lebensperspektiven für heute und die Zukunft
Peruanische Bauerngemeinschaften im andinen Hochland und indigene Völker im Amazonasgebiet stehen vor grossen Herausforderungen: Bergbauprojekte und die Folgen der Klimaveränderung bedrohen ihre Lebensgrundlagen und das traditionelle Zusammenleben. Der Politikwissenschaftler Fabian Simeon unterstützt sie dabei, das vielfältige Potenzial ihrer Regionen zu erkennen und Entwicklungsalternativen zur Rohstoffausbeutung einzufordern.
Der Süden Perus ist derzeit mit einem massiven Aufkommen von Bergbauprojekten konfrontiert. Während der Bergbau vom Staat im grossen Stil gefördert wird, ist dieser aufgrund der Pandemie in viele Gegenden Perus vorgedrungen – mit oftmals gewaltigen sozialen und ökologischen Folgen. Selbst Bauerngemeinschaften in den Anden oder indigene Gemeinschaften in Madre de Dios nehmen Bergbauaktivitäten auf, um so das karge Landwirtschaftseinkommen aufzubessern. Statistiken zeigen, dass die Jugendlichen ihre Zukunft nicht auf dem Land sehen – und da kommen diese vermeintlich neuen Chancen gerade recht.
Doch Bergbau ist infolge begrenzter Rohstoffe keine nachhaltige Aktivität und bringt massive Folgeprobleme mit sich: Umweltzerstörung, Auflösung des seit Jahrhunderten gewachsenen sozialen Geflechts, einseitige Abstützung der Wirtschaft auf Bergbauaktivitäten, erhöhte Kriminalität und Prostitution, etc. Gemeinden, auf deren Boden Bergbauaktivitäten stattfinden, können innert kurzer Zeit massive Einnahmen verzeichnen, wissen aber oftmals nicht, wie sie diese langfristig und nachhaltig investieren können. Der Staat selber promoviert äusserst grosszügig Bergbauaktivitäten, das Budget für andere weit wichtigere Sektoren wie die familiäre Landwirtschaft ist vergleichsweise gering. Da gerade in Bergbaugebieten sehr viel Geld in sehr kurzer Zeit generiert wird, findet ein regelrechter Boom statt, ohne dass Entscheidungsträger über Alternativen nachdenken, die für die Zeit nach dem Erschöpfen der Ressourcen notwendig wären.
Das Centro de Estudios Regionales Andinos Bartolomé de Las Casas und die Comundo-Fachperson Fabian Simeon stossen zusammen mit anderen Organisationen und Institutionen Debatten über mögliche nachhaltigere Alternativen zum Bergbau an. In einer ersten Phase ist es wichtig, dass Entscheidungsträger/-innen, Basisorganisationen, Bauern- und indigene Gemeinschaften, Jugendliche und Frauenorganisationen das vielfältige Potenzial ihrer eigenen Lebensräume erkennen und fördern. Dabei spielt unter anderem Agroökologie eine wichtige Rolle, um Landschaften zu regenerieren, Ernährungssouveränität zu erlangen und sich an die Herausforderungen des Klimawandels anzupassen und so die Perspektiven der Bauernfamilien zu verbessern.
Fabian Simeon arbeitet beispielsweise bei der Datensammlung und –aufbereitung mit, damit Entscheidungsträger/-innen relevante Informationen oder – falls notwendig – Kapazitäten/Wissen erhalten, um Veränderungen in der Gesellschaft anzustossen, wobei die Stärkung der ländlichen Organisationen und der organisierten Gruppen junger Menschen im Vordergrund stehen.
Die Arbeit orientiert sich am südamerikanischen Konzept des «guten Lebens» (in Quechua «Allin Kausay») und verfolgt ein Gleichgewicht mit der Natur, den Abbau sozialer Ungleichheiten, eine solidarische Wirtschaft und eine pluralistische Demokratie mit neuen Räumen für die Beteiligung der Zivilgesellschaft. Sie ist eine systemkritische Antwort auf das westliche Denken der letzten Jahrzehnte. Das neue Konzept von Entwicklung will sich vom westlichen Wohlstandsparadigma verabschieden. Grundlegend dafür ist die Rückbesinnung auf die Lebensphilosophie der indigenen Völker Südamerikas, die der Natur einen Eigenwert zuspricht und die Übernutzung und Instrumentalisierung der natürlichen Ressourcen verurteilt.
Unsere Partnerorganisation vor Ort
Das Centro de Estudios Regionales Andinos Bartolomé de Las Casas (CBC) in Cusco engagiert sich in den peruanischen Anden mit Forschungs- und Bildungsarbeit für eine demokratische Gesellschaft und eine nachhaltige Entwicklung. Die gemeinnützige Nichtregierungsorganisation wurde 1974 von Ordensleuten des Dominikanerordens gegründet und beschäftigt heute 40 Mitarbeitende. Die Comundo-Partnerorganisation verfolgt das Ziel, die ländliche Andenwelt in ihrer soziokulturellen und historischen, wirtschaftlichen und ökologischen Dimension zu bewahren und zu fördern. Dies geschieht mittels einvernehmlicher Ausarbeitung von Vorschlägen für ein demokratisches, partizipatives und nachhaltiges Management der landwirtschaftlichen Entwicklung in der Region. – Comundo unterstützte bereits in den Jahren 2018 bis 2020 ein Projekt von CBC mit dem Einsatz einer Fachperson.
Ziele des Einsatzes
Jugendliche, Frauen und Entscheidungsträger/-innen kennen und schätzen das vielfältige und nachhaltige Potenzial ihres Territoriums und sind in der Lage, Alternativen zum Bergbau und anderen extraktiven Industriezweigen zu fördern. Diese Alternativen geben der Bevölkerung Perspektiven hinsichtlich der Herausforderungen des Klimawandels und der sozialen Umwälzungen, vor denen viele Bauern- und indigene Gemeinschaften stehen.
Fachperson
Fabian
Simeon
Politikwissenschaftler
E-Mail
Eckdaten
Dauer
01.04.2023 - 31.01.2026Peru