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01.06.2023

Gutes Zeugnis für die Fachpersonen-Einsätze

Frauen in Kolumbien, die zu Akteurinnen der kollektiven Veränderung werden. Ein Wasserobservatorium, von einer Schweizer Geografin mitaufgebaut, verbessert in den Anden Perus den Zugang zu Wasser: Die externe Konsulentin Regulä Bäbler zeigt sich nach ihrem Besuch vor Ort überzeugt von der nachhaltigen Wirkung unserer Fachpersonen-Einsätze.

Im Spätherbst 2022 reiste die Unité-Konsulentin Regula Bäbler gemeinsam mit Martina Locher, bei Comundo fürs Qualitätsmanagement und die Programmentwicklung zuständig, nach Peru und Kolumbien, wo sie mit Vertretenden von je zwei Partnerorganisationen (PO), mit den dort tätigen Einsatzleistenden, mit Menschen aus der Zielgruppe sowie mit lokalen Expertinnen und Experten zusammentrafen.


Martina Locher (stehend, links) und Regula Bäbler (stehend, Mitte) mit Workshop-Teilnehmenden in Cali.

Regula Bäbler, quantitativ kann man mittels Umfragen grossflächig messen, wie viele Menschen von einem Fachpersonen-Einsatz profitiert haben. Wie aber ermittelt man die qualitative Wirkung?   

Regula Bäbler: In Gesprächen und Workshops mit Leuten, die über eine längere Zeit hinweg direkt oder indirekt mit den Schweizer Fachleuten in Berührung gekommen sind. Über Vertreterinnen und Vertreter der Zielgruppen erfuhren wir, wann und wie sich ihre Lebenssituation veränderte und spürbar verbesserte. Zum Beispiel trafen wir in Kolumbien mit Frauen zusammen, die an Bildungsangeboten der PO teilnahmen. Sie schilderten eindrücklich, wie sie im Verlauf der Treffen, in die auch die ausländische Fachperson involviert war, zunehmend selbstbewusster wurden, sich organisierten und in ihren Gemeinden Verantwortung übernahmen. Damit wurden sie zu Akteurinnen der individuellen und kollektiven Veränderung. 

Die PEZA stärkt die Leute vor Ort, es ist eine Bereicherung für beide Seiten

Und wie steht es um die langfristige Wirkung, respektive die Nachhaltigkeit?

Ein schönes Beispiel haben wir in Peru erfahren: Dort half eine Schweizer Geografin beim Aufbau einer Geodatenbank (GIS) und eines überregionalen Wasserobservatoriums, welches heute von verschiedenen lokalen Organisationen im Raum Cusco genutzt wird. Dank den neuen Instrumenten kann die Wasserqualität systematisch überprüft und der Zugang zu Wasser geregelt werden. Diese Auswertungen beeinflussen sogar politische Entscheide. In der Zeit unseres Besuchs waren lokale Wahlen, wobei sich Kandidierende in ihren Kampagnen für eine gerechte Wasserverteilung stark machten. Die junge Indigene Ariana Kana, Begünstigte einer PO, die ebenfalls mit Comundo im Umweltbereich im Zusammenhang mit dem Bergbau zusammenarbeitet, stellte sich zur Wahl – und wurde ins lokale Gemeindeparlament gewählt.  

Welchen Gesamteindruck haben Sie von der PEZA von Comundo gewonnen?

Ich bin sehr beeindruckt und überzeugt: Diese Art von Entwicklungszusammenarbeit stärkt die Leute vor Ort, insgesamt ist es eine Bereicherung für beide Seiten. 


Leonardo Diaz, Casitas Biblicas, Fachperson Julia Schmidt und Elias D. Libanda, Pastoral Afro Bogotá (v.l.)

Was braucht es, damit ein Fachpersonen-Einsatz gelingt?

Im interkulturellen Austausch braucht es auf beiden Seiten starke Organisationen. Und es braucht die Empathie aller Beteiligten mit einer Offenheit für die produktive Fremdheit: Das von der Entsendeorganisation zur Verfügung stehende Wissen muss an den richtigen Stellen und von der Fachperson mit Einfühlungsvermögen für die andere Kultur eingebracht werden. Im Einsatzort wiederum braucht es Leute, die das Wissen, die Erfahrung und das Potenzial der ausländischen Fachleute erkennen, lokal angepasst einsetzen und es in der Organisation festsetzen können. Nur so macht es Sinn. 

Im interkulturellen Austausch braucht es auf beiden Seiten starke Organisationen.

Comundo setzt in der Programmgestaltung den Fokus auf die Zielgruppen Kinder, Jugendliche und alte Menschen. Was denken Sie über diese Priorisierung?

Ich meine, es ist richtig, wenn man Schwerpunkte bei den Zielgruppen setzt. Aber man kommt nicht darum herum, den Kontext immer auch mit der ganzen Bevölkerung anzuschauen. So sind die einzelnen Bereiche untrennbar vom gesellschaftlichen Umfeld und den Lebens- und Umweltbedingungen der jeweiligen Begünstigten. Wer mit Kindern, Jugendlichen oder alten Menschen arbeitet, hat auch mit deren Familien zu tun. Das Stärken der Lehrkräfte macht Sinn, aber man muss auch das Bildungssystem anschauen und auf politischer Ebene Veränderungen erwirken. 

Welche Benefits sehen die PO im interkulturellen Austausch mit den Comundo-Fachpersonen?

Neben dem Wissenszuwachs durch die andere Perspektive gibt es die Erkenntnis, dass die Arbeit der PO auch international wahrgenommen und als wichtig, gut und sinnvoll erachtet wird. Aber es gibt noch eine weitere Dimension: In Kolumbien beispielsweise gaben externe Experten an, dass die Präsenz ausländischer Fachleute für Organisationen, die sich politisch exponieren, eine Art Schutz bedeutet.


Martina Locher mit den Comundo-Programmleitern in Peru, Hildegard Willer José Ramiro Llatas Pérez (v.l.)

Ihre Erkenntnisse von der Dienstreise haben Sie in einem Bericht zusammengefasst. Welche Empfehlungen geben Sie Comundo ab bzw. wo orten Sie Verbesserungspotenzial?

Nun, Organisationen können sich in ihren Abläufen und im Monitoring immer verbessern. Das sind Standard-Empfehlungen. Wichtig erscheint mir, ein Augenmerk auf die Kontext- und Risikoanalyse zu legen. Externe lokale Personen sollten regelmässig Risiko-Einschätzungen machen, damit Gefahren weiterhin frühzeitig erkannt werden und PO und Fachleute adäquat damit umgehen können.

Wo liegen die Tendenzen in der PEZA?

Es gibt die Tendenz zu kürzeren Einsätzen, aber es sollten nicht reine Beratereinsätze sein. In der Analyse habe ich festgestellt, wie wertvoll die zwei- bis dreijährigen Langzeiteinsätze sind. Weiter reisen vermehrt Exponenten aus den Einsatzländern zu uns, um persönlich über die Missstände in ihren Gebieten aufzuklären. Spannend ist die Forderung nach einem Zertifikat für die Einsatzleistenden, damit sie ihren Entwicklungseinsatz als berufliche Erfahrung ausweisen können. Ein solches Zertifikat könnte auch für die PO interessant sein, indem sie sich international als interessante Kooperationspartner profilieren können.

Wirkungskontrolle durch Deza und Unité


Finanzielle Unterstützung durch den Bund: Gut ein Drittel der Gelder für die Fachpersonen-Einsätze von Comundo stammen vom Bund. Dafür ist Comundo zur jährlichen Berichterstattung an Unité, den Dachverband der PEZA-Organisationen, verpflichtet. Unité wiederum stellt der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) die Berichte zur Verfügung und informiert über die wichtigsten Ergebnisse zur jeweiligen Organisation. Einmal pro Programmphase, also einmal in vier Jahren, überprüft Unité deren Leistungen vor Ort und beurteilt Qualität und Wirkung der Einsätze.

 

Fachexpertinnen für Entwicklungszusammenarbeit: 
Regula Bäbler, ist Fachexpertin für Entwicklungszusammenarbeit und beim Dachverband der PEZA-Organisationen Unité freiberufliche Konsulentin und Vorsitzende der Qualitätssicherungskommission. Vor ihrer Pensionierung war sie bei der Direktion für Entwicklungszusammenarbeit (DEZA) tätig und davor bei Solidar (dem früheren Arbeiterhilfswerk). Martina Locher ist bei Comundo für das Qualitätsmanagement und die Programmentwicklung zuständig.

Ein Augenschein vor Ort in Peru und Kolumbien, wo Comundo mit insgesamt 21 Fachleuten präsent ist, überzeugte Regula Bäbler, von der Wirkung der Personellen Entwicklungszusammenarbeit (PEZA).