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17.11.2022

Erfahrung fürs Leben: Als Fachperson im Einsatz

Am Anfang eines jeden Entwicklungseinsatzes steht der Wunsch, sein Fachwissen in einer wenig privilegierten Weltregion sinngebend einzusetzen und sich persönlich weiterzuentwickeln. Welche Kompetenzen gefordert sind und wie man Fachperson bei Comundo wird, erklärt Geschäftsleiter Daniel Roduner.

Symbolbild: Die Comundo-Fachperson Marc Fessler unterstützte in Peru indigene Familien bei der Entwicklung neuer Einkommensquellen.

Interview: Christa Arnet-Engetschwiler

Daniel Roduner, was treibt Einsatzwillige an, mit Comundo einen mehrjährigen Entwicklungseinsatz zu leisten – nebst dem Wunsch, Gutes zu tun?

Junge Berufsleute wollen interkulturelle Berufserfahrungen im Ausland machen, die sie persönlich weiterbringen und ihnen beruflich neue Perspektiven eröffnen. Oft stellen sich Berufsleute mit langer Erfahrung und etablierter Karriere Fragen zum Sinn ihrer Tätigkeit. Sie wollen aus ihrem Hamsterrad raus und ihr Wissen dort einsetzen, wo sie eine schnellere oder grössere Wirkung sehen. Und dann gibt es Kandidierende ab Mitte 50 und Frühpensionierte, die einen grossen Erfahrungsschatz haben und finanziell abgesichert sind. Sie möchten als Abschluss ihres Berufslebens ihre Fähigkeiten in einem anderen Kontext einbringen.  

Welche beruflichen Qualifikationen müssen Einsatzleistende mitbringen? 

Unabdingbare Vorbedingung für unsere mehrjährigen Einsätze sind ein ausgewiesenes Fachwissen mit solider Ausbildung und Berufserfahrung. Unsere Partnerorganisationen vor Ort brauchen Einsatzleistende mit Fachkompetenz. Daneben braucht es methodische und soziale Kompetenzen, um Fachwissen mit Personen und Organisationen im Globalen Süden auszutauschen und gemeinsam neue Lösungen zu entwickeln.

Und welches sind die persönlichen Anforderungen, die sogenannten Soft Skills?

Ein Entwicklungseinsatz ist kein 08:15-Job, Unvorhersehbares und Krisen gehören zum Arbeitsalltag. Flexibilität, Besonnenheit, Einfühlungsvermögen, eine positive Grundeinstellung und auch Humor sind zentral für eine gelingende Zusammenarbeit. Soft-Kills sind gemäss aktueller Arbeitsmarktstudie der Bertelsmann Stiftung heute sogar höher gewichtet als reines Fachwissen. Diese Erkenntnis deckt sich im Übrigen mit einer entsprechenden Umfrage unter unseren Partnerorganisationen. 

«Ein Entwicklungseinsatz ist kein 08:15-Job, Unvorhersehbares und Krisen gehören zum Arbeitsalltag.» 

Gibt es bei Comundo die Möglichkeit für zeitlich kürzere Einsätze?

Wir bieten einjährige Junior-Einsätze für Studienabgänger/innen an, die erst wenig praktische Berufserfahrung mitbringen. Neu testen wir ein Modell mit drei- bis viermonatigen Kurzzeiteinsätzen als komplementäre Einsatzform zu unseren Langzeiteinsätzen –ideal für Berufsleute zwischen zwei Jobs oder im Sabbatical und für (Früh-)pensionierte. Demnächst beginnt in Kenia die Pilotphase mit sechs Fachleuten aus dem Bildungsbereich. Ziel ist es, die Wirkung der Langzeiteinsätze punktuell zu fördern, etwa in der Fortbildung von lokalen Lehrkräften im Bereich neuer Lehr- und Lernformen. Wie sich dieses Modell bewährt und wie dessen Wirkung und Nachhaltigkeit sind, werden wir nach diesen Piloteinsätzen evaluieren. Unser Kerngeschäft sind und bleiben aber die mehrjährigen Langzeiteinsätze.

Welche Berufe sind gefragt bei Comundo und geeignet für einen PEZA-Einsatz?

In unseren afrikanischen Einsatzländern sind wir vorwiegend im Bildungssektor tätig. Dabei decken wir ein breites Spektrum ab mit Fachleuten aus den Bereichen der Pädagogik, Sonderpädagogik, Logopädie usw. – von der Kleinkindförderung über die Primarschulbildung bis hin zur Berufsvorbereitung und der Förderung von Start-ups. Interessanterweise setzen wir immer wieder IT-Spezialistinnen oder erfahrene Manager ein, um die Schulsysteme weiterzuentwickeln. Für Lateinamerika suchen wir mehrheitlich Fachleute aus der Umweltbildung, Naturwissenschaft, Agrarökonomie, Sozialpädagogik usw.

«Die Berufsbilder sind sehr divers – basierend auf den Bedürfnissen unserer Partnerorganisationen.»

Arbeiten die Comundo-Fachleute direkt mit den Begünstigten oder sind sie eher auf Organisationsebene tätig?

Unsere Fachleute engagieren sich für die Kompetenzentwicklung bei den Partnerorganisationen. Die Einsatzleistenden haben auch immer wieder Kontakt mit den Begünstigten. So braucht eine Lehrperson, die didaktisch-methodische Elemente einbringt, natürlich einen Einblick in die Schulzimmer und eine Logopädin muss die Situation der betroffenen Familien kennen, um die lokalen Fachkräfte auf die spezifischen Bedürfnisse hin fortzubilden.

Mit welchen Organisationen arbeitet Comundo zusammen?

Mit Nichtregierungsorganisationen aus zivilgesellschaftlichen oder kirchlichen Bereichen, aber auch mit Regierungsstellen wie z.B. öffentlichen Schulen. Wichtig ist, dass deren Projektziele und auch ihre Werte und Prinzipien mit denen von Comundo übereinstimmen. Strategisch fokussiert Comundo auf den Einsatz für die besonders verletzlichen Bevölkerungsgruppen: Kinder, Jugendliche und alte Menschen. 

Sie selbst waren einige Jahre im Ausland im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit in beratender Funktion tätig oder arbeiteten in Projekten mit. Wie hat Sie diese lange Einsatzzeit persönlich geprägt?        

Mit mehr Offenheit, Nachsicht und einer gewissen Demut, mit Empathie und mehr Verständnis für andere Kulturen und Menschen. Und das Bewusstsein, wie wahnsinnig privilegiert wir in der Schweiz sind.

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