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28.01.2021

Digitalisierung in der Entwicklungszusammenarbeit

Potenziale und Veränderungen des digitalen Wandels in der Personellen Entwicklungszusammenarbeit (PEZA) waren Thema der 6. internationalen Fachtagung vom 25./26. Januar mit rund 120 Teilnehmenden aus aller Welt. Veranstalter waren die drei grössten PEZA-Organisationen im deutschsprachigen Raum − Comundo (Schweiz), AGIAMONDO (Deutschland) und HORIZONT3000 (Österreich).   

Pandemiebedingt, aber passend zum Tagungsthema trafen sich die Branchenvertreterinnen und -vertreter aus vielen Ländern des Nordens und des Südens im virtuellen Konferenzraum via Online-Plattform Zoom. Comundo-Geschäftsführer Erik Keller eröffnete den Anlass, der im Zeichen der neuen Möglichkeiten der Informationsverbreitung und der sozialen Vernetzung in der PEZA stand: «Die Digitalisierung wird die Arbeit in der PEZA grundlegend verändern. Ziel dieses Austauschs ist, digitale Trends in der PEZA ausfindig zu machen und sich von aktuellen Beispielen und konkreten Projekten inspirieren zu lassen.»

In den Gesprächsrunden und Referaten wurden u.a. folgende Fragestellungen erörtert: Wie kann das Internet die Lebensbedingungen vieler Menschen durch Zugang zu Wissen und zu neuen Formen der politischen und ökonomischen Teilhabe verbessern. Wie können Bildungs-, Ernährungs-, Friedens- und Menschenrechtsarbeit und viele andere Vorhaben vom Einsatz digitaler Technologien profitieren. Aber auch: Wie verhindern, dass benachteiligte Menschen ohne Zugang zu Internet und technologischen Ressourcen ausgeschlossen werden. 

Chancen und Gefahren von ICT

In diesem Spannungsfeld bewegten sich die Impulsreferate von Fritz Brugger, Senior Wissenschaftler am NADEL, Zentrum für Entwicklung und Zusammenarbeit an der Universität Zürich, und Geraldine de Bastion, Geschäftsführerin der Beratungsfirma Konnektiv, die Beratung zum Thema digitale Transformation anbietet. Fritz Brugger warnt beispielsweise davor, sich technologieverliebt von den digitalen Möglichkeiten blenden zu lassen und Entwicklungsprobleme lösen zu wollen, die sich in der Umsetzung als nicht praktikabel erweisen: «Informationstechnologie für Entwicklung (ICT4D) darf nicht Selbstzweck sein, sondern immer nur Mittel zum Zweck, ein bestimmtes Entwicklungsproblem zu lösen.» 

Geraldine de Bastion begegnet im Bildungsbereich immer wieder der Frage, ob es in der Entwicklungszusammenarbeit förderlicher sei, Lehrerpersonen auszubilden oder den Unterricht zu digitalisieren. «Falsche Frage», findet sie, «alle sollen am digitalen Wandel teilhaben und mitgestalten können. Viel mehr stellt sich die Frage, wie können wir Digitalisierung zu marginalisierten Menschen bringen?»

Digitale versus personelle Entwicklungszusammenarbeit 

Die thematische Auslegeordnung brachte viele offene Fragen hervor, die Antworten darauf werden sich wohl erst mit der Zeit ergeben. Einigkeit gab es aber in hinsichtlich der Fragestellung, ob digitale Entwicklungszusammenarbeit die Anwesenheit von Fachpersonen vor Ort ersetzen kann -übereinstimmend stellen die Geschäftsführer*innen der drei PEZO-Organisationen fest: «Digitalisierung ermöglicht uns, zivilgesellschaftliche Zusammenarbeit weltweit zu vertiefen und zu vereinfachen. Gleichzeitig muss Digitalisierung gerecht und sicher gestaltet werden, gerade in Kontexten, die von Konflikten oder Shrinking Space (der Einschränkung zivilgesellschaftlicher Handlungsspielräume) geprägt sind. Letztlich ersetzt digitale Zusammenarbeit aber nicht „echte“ personelle Zusammenarbeit, die von der Begegnung zwischen Menschen lebt, die im selben Umfeld sind, die gleichen Erfahrungen und Sorgen teilen.»

«Alle sollen am digitalen Wandel teilhaben und mitgestalten können. Wie können wir Digitalisierung zu marginalisierten Menschen bringen?» Geraldine de Bastion 

Comundo-Projekt in Sambia

Wie Digitalisierung bei der Berufsvermittlung beeinträchtigter Menschen in Sambia helfen kann, zeigt dieses Videoportrait. Das Projekt der Partnerorganisation Sani Foundation wurde durch die ehemalige Comundo-Fachperson Philipp Kaufmann unterstützt.
 

Zum Videoportrait

Weitere Informationen zur 6. PEZA-Fachtagung

Weitere Informationen zum durchgeführten Programm der Fachtagung, zu den ReferentInnen und den Trägerorganisationen finden sich hier:
 

6. PEZA-Fachtagung