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02.05.2023

7. Internationale Fachtagung in Lindau

Die Kolonialzeit wirft ihren Schatten bis heute auf die internationale Zusammenarbeit. Unter dem Thema „Auftrag oder Utopie: Dekolonisierung in der Personellen Zusammenarbeit“ griff die 7. Internationale Fachtagung zur Personellen Entwicklungszusammenarbeit diese Frage auf. Organisiert wurde die Veranstaltung von den grössten Organisationen der Personellen Entwicklungszusammenarbeit aus Deutschland (AGIAMONDO), Österreich (Horizont3000) und der Schweiz (Comundo).

Erik Keller, Geschäftsführer Comundo, bedankt sich für die rege Diskussion.

«Die Vergangenheit ist nicht der Ort wo man leben sollte, sondern von der man lernen kann.» Mit diesen Worten verdeutlichte Monsignore Jervis Kebei Kewi, der Generalsekretär der Nationalen Bischofskonferenz in Kamerun, einen der zentralen Aspekte im Kampf gegen bestehende koloniale Strukturen. Denn trotz politischer Unabhängigkeit sind die Länder des Globalen Südens immer noch stark von Erfahrungen aus dem Kolonialismus und der Missionierung geprägt. 

Monsignore Jervis Kebei Kewi war Teil eines divers besetzten Fachpodiums, welches an der zweitägigen Fachtagung der Frage nachging, wie sich die personelle Zusammenarbeit "dekolonisieren" lässt. Auch Erik Keller, Geschäftsführer von Comundo, war Teil dieser Diskussionsrunde; er betonte die Wichtigkeit, die veränderten Bedürfnisse der Partnerorganisationen  in Bezug auf Einsätze vor Ort ernst zu nehmen. Besonders von Interesse war, was sich in Politik und Gesellschaft verändern müsste, damit die Akteure bewusst und konstruktiv mit kolonialen Kontinuitäten und bestehenden Beziehungsasymmetrien umgehen können.

Aufmerksamkeit und Beziehungsförderung im Fokus

Ein anderes Highlight der Fachtagung bildeten die kritischen Gedanken der Referentin Nikita Dhawan, Professorin für Politikwissenschaft mit dem Schwerpunkt „Politische Theorie und Ideengeschichte“ an der TU Dresden. Sie kritisierte u.a. die Dominanz einer relativen Geschichtsvergessenheit bezüglich des Kolonialismus im deutschsprachigen Raum und appelierte an einen vorurteilslosen Umgang mit Vielfalt und Diversität.

Die Veranstaltung wurde von über 100 Vertreter*innen aus Organisationen der Entwicklungszusammenarbeit und der Zivilgesellschaft sowie von Kirche, Staat und Verwaltung besucht. Neben Keynotes, Filmbeiträgen und dem Fachpodium fanden auch Workshops statt mit dem Ziel, konkrete Anwendungsbeispiele von Dekolonisierung in der Personellen Entwicklungszusammenarbeit zu beleuchten. Die Veranstaltung fand vom 27. bis 28. April in Lindau am Bodensee statt. 

 

Hintergründe zur Tagung

Die internationale Fachtagung für Personelle Zusammenarbeit findet seit 2005 in einem dreijährigen Turnus statt. Ziel ist es, sich über aktuelle Herausforderungen der Personellen Zusammenarbeit auszutauschen. Die Veranstaltung richtet sich an Mitarbeitende von Entsendeorganisationen und an interessierte Verantwortliche aus NGO’s, Politik Verwaltung und Wissenschaft. Das von den Trägerorganisationen ausgewählte Thema wird von Persönlichkeiten aus Nord und Süd kritisch beleuchtet und im Plenum diskutiert.