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25.04.2022 | Sambia, Bildung

Weniger Kreide, mehr Lernfortschritte

Mein Einsatz in Sambia neigt sich dem Ende zu – Zeit für eine Standortbestimmung: Was hat den Lehrpersonen in Destiny unsere dreijährige Zusammenarbeit gebracht? Sie hätten die Swisstime schätzen gelernt, weniger Kreide verbraucht und was mich besonders freut: Erkenntnisse gewonnen, die weit über den Schulalltag hinaus gehen.
Von Lea Eichenberger

In den letzten drei Jahren sind wir zu einem richtigen Team zusammen gewachsen!

Meine Lehrerkolleginnen und -kollegen erzählen, wie sich ihr Unterricht in den letzten drei Jahren verändert hat und was sie aus unserer Zusammenarbeit mitnehmen für die Zukunft:

Weniger ist mehr

Md Malama, Lehrperson 7. Klasse: «Mein Unterricht war früher sehr lehrerzentriert. Ich erklärte den Kindern einen Lerninhalt und fragte sie dann, ob sie alles verstanden hätten. Auf diese Frage antworteten sie immer mit Ja. Also unterrichtete ich weiter. Nun habe ich gelernt, dass ich die Kinder nicht dauernd mit neuen Lerninhalten bombardieren kann. Sie brauchen Zeit, um sich die Inhalte selber zu erarbeiten. Nur weil ich es ihnen erkläre, heisst es noch lange nicht, dass sie es auch wirklich verstehen. Nun nehme ich mir mehr Zeit für die einzelnen Themen und involviere die Kinder bei der Erarbeitung des Inhaltes. Wenn sie in Einzelarbeit etwas lösen, unterstütze ich sie dabei und sitze nicht mehr wie früher einfach an meinem Pult.»

Ein Schritt rückwärts ist keine Zeitverschwendung

Md. Chikanda, Lehrperson Oberstufe: «Ich ging bislang davon aus, dass man einen Lerninhalt einmal unterrichten und dann weiterfahren sollte, um die Quartalsplanung einzuhalten. Das habe ich jeweils so gemacht, auch wenn ich merkte, dass der Grossteil der Klasse das Thema noch nicht verstanden hatte. Mir war nicht bewusst, dass es okay ist, den Lerninhalt in einer nächsten Lektion nochmals aufzugreifen und einen Schritt zurückzugehen. Seit ich nicht mehr strikt der Planung folge, sondern diese an das Verständnis der Kinder anpasse, lernen diese viel mehr!»


Vielen Dank für Ihre Unterstützung!

Lea Eichenberger, Primarlehrerin

«Dank Ihrer Spende können Fachleute in Sambia die Bildung verbessern. Diese ist für Kinder aus benachteiligten Verhältnissen der Schlüssel, um aus dem Kreislauf der Armut auszubrechen.» Lea Eichenberger

Lea Eichenberger beendet ihren Einsatz per Ende August 2022.

Interessiert, ihre Nachfolge anzutreten und die Arbeit an der Destiny Community School fortzusetzen? 

 

Primarlehrperson (m/w) 100% gesucht


Kreide gespart dank Lea

Mr. Chalwe, Lehrperson 6. Klasse: «Früher unterrichtete ich nur an der Wandtafel. Ich habe die Inhalte und Aufgaben aus dem Lehrmittel an die Tafel geschrieben und die Kinder schrieben es ab. Bei den anderen Lehrpersonen war ich als derjenige bekannt, der am meisten Kreide verbraucht. Heute lasse ich die Kinder ihre Notizen zu einem bestimmten Inhalt in ihren eigenen Worten aufschreiben. Das ist eine Win-win-Situation: Die Schule spart Geld für Kreide, die Kinder lernen viel mehr und meine Kleider sind weniger mit Kreidestaub verdreckt!»

Swisstime, wie bitte?!

Mr. Mike, Lehrperson 4. Klasse: «Die Uhrzeit hatte für mich bislang keine grosse Bedeutung. Ich bin einfach von einem Fach zum nächsten übergegangen. So war ich anfangs überrascht, wenn Lea um Punkt 9.00 Uhr bei mir im Klassenzimmer stand. «Warum bist du hier?», wollte ich dann wissen. Leas Antwort lautete: «Auf deinem Stundenplan steht, dass du jetzt eine Literacy Lektion hast.» Zuerst verstand ich nicht, warum es so wichtig sein sollte, sich an diese Zeiten zu halten. Aber dann lernte ich, dass ein gutes Zeitmanagement mir hilft, produktiv zu unterrichten. So schaffe ich es, den Lehrplan bis Ende Schuljahr zu erfüllen. Obwohl ich noch Mühe habe, die Swisstime einzuhalten, schätze ich die Verbindlichkeit, die diese schafft.»

Zuerst verstand ich die Welt nicht mehr 

Mr. Chalwe, Lehrperson 6. Klasse: «In den vergangen drei Jahren habe ich Lea wohl oft enttäuscht. Doch selbst wenn ich nicht erledigte, was sie mir aufgetragen hatte, so ist sie doch jeden Morgen fröhlich in mein Schulzimmer gekommen und hat mich freundlich mit «Good Morning Mr. Chalwe. How are you?» begrüsst. Dann hat sie einfühlsam, aber bestimmt nachgefragt, wie es um die Arbeit stehe und gemeinsam mit mir eine neue Abmachung getroffen. Zu Beginn verstand ich die Welt nicht mehr. In der sambischen Kultur hätte Lea mich ignoriert, sie begegnete mir jedoch mit Verständnis. Dieses Erlebnis hat mein Leben verändert.»

Kuchen für alle 

Md Mambwe, Lehrperson Oberstufe: «Ab und zu hat Lea selbstgebackenen Kuchen mit in die Schule gebracht. Das waren immer die besten Tage für uns. Hätte ich Kuchen mitgebracht, so hätte ich diesen nur mit meinen engeren Kollegen geteilt. Lea aber hatte immer Kuchen für alle mit dabei und jede/jeder hat ein Stück bekommen. Wir werden die Kuchen vermissen!»

Pflichtbewusstsein lohnt sich 

Md Tompwe, Lehrperson Oberstufe:«Früher haben wir die Unterrichtsplanung oft erst nach der Lektion erstellt. Mit Lea hat sich das geändert. Wir mussten die Planung vorher schreiben. Sie hat diese dann angeschaut und mit uns vor der Lektion besprochen. Sie sprach nicht nur davon, dass sie die Planungen mit uns anschaut, sondern hat es auch wirklich getan. Das Vorausplanen verbesserte nicht nur meinen Unterricht, sondern lehrte mich auch, pflichtbewusst in anderen Bereichen des Lebens zu sein.»

Lea wird nie müde! 

Md Mambwe, Lehrperson Oberstufe: «Den ganzen Tag sehe ich, wie Lea von Schulzimmer zu Schulzimmer läuft. Auf und ab und auf und ab und auf und ab – sie scheint nie müde zu werden. Sind alle Schweizer so!?»


Mein persönliches Fazit

Dieser Austausch mit den Lehrpersonen über unsere Zusammenarbeit hat mir gezeigt, dass mein Einsatz noch viel mehr bewirkt hat, als mir bislang bewusst war. Die Lehrpersonen haben nicht nur ihre Lehrmethoden weiterentwickelt, sie können auch Erkenntnisse für das Leben ausserhalb der Schule mitnehmen. Gleichzeitig habe auch ich mich persönlich weiterentwickelt. Die Zeit in der sambischen Kultur hat mein Vertrauen und meine Zuversicht gestärkt, dass es immer einen Weg gibt. Ich kann Unerwartetes mit mehr Gelassenheit hinnehmen und habe gelernt, dass mit Humor wirklich alles leichter geht. Wir haben gemeinsam einiges erreicht und können stolz darauf sein!

«Zumindest an der Destiny Community School lernen die Kinder nun tatsächlich lesen und schreiben und erhalten so das Rüstzeug für einen erfolgreichen Bildungsweg und eine eigenständige Zukunft.»


Nichtsdestotrotz gibt es noch viel zu tun in Sambia. Die Lücken des Bildungssystems werden mir immer wieder vor Augen geführt. Es gibt unzählige Kinder, die neun Jahre lang ein Schulsystem durchlaufen und dabei kaum etwas lernen. Sie können zwar einfache und oft verwendete Wörter wie "this", "it" und "is" lesen, doch nur deshalb, weil sie diese visuell erkennen. 

Die Lehrpersonen sind oft überfordert mit der Anzahl Kinder und nicht in der Lage, auf die Bildungslücken zu reagieren. So werden die Kinder von Schuljahr zu Schuljahr weitergeschleust. Zumindest an der Destiny Community School lernen die Kinder nun tatsächlich lesen und schreiben und erhalten so das Rüstzeug für einen erfolgreichen Bildungsweg und eine eigenständige Zukunft. Ich bin dankbar, dass ich mit meinem Einsatz zu dieser Erfolgsgeschichte beitragen kann.

Lea Eichenberger beendet ihren Einsatz per Ende August 2022. Interessiert, ihre Nachfolge anzutreten und die Arbeit an der Destiny Community School fortzusetzen? 

 

Primarlehrperson (m/w) 100% gesucht

Von Lea Eichenberger | 25. April 2022 | Sambia

 

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Lea Eichenberger

Primarlehrerin

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Lea Eichenberger engagierte sich bis August 2022 in Lusaka, Sambia, an einer Community-Schule, die jährlich ca. 450 Kindern aus benachteiligten Verhältnissen den Schulbesuch ermöglicht. Mit ihrem Fachwissen unterstützte die Primarlehrerin das Lehrpersonal und hilft Schulkindern, besser Lesen und Schreiben zu lernen.