«Unser Wasser darf nicht verschwendet werden»
In der Metropolregion Cochabamba ist das Wasser stark verschmutzt. Der Stadtfluss Rocha ist verseucht mit Fäkalien, Pestiziden, Industrieabfällen und sogar Tierkadavern. Trotzdem nutzen landwirtschaftliche Betriebe dieses Wasser für ihre Felder. Diese Bewässerungstaktik, gepaart mit exzessivem Chemiedüngereinsatz, gefährdet Umwelt und Gesundheit. Viele junge Biobäuerinnen kämpfen deshalb für saubere Lösungen. Die Comundo-Fachleute Manuel Moser und Luis Vildozo unterstützen sie dabei und sorgen mit ihrer Partnerorganisation auch für gesetzliche Anpassungen.
Cochabamba – Stadt der Blumen mit Wasserkrise
Cochabamba gilt als „Stadt des ewigen Frühlings“. Doch hinter den gepflegten Parks verbirgt sich ein massives Wasserproblem. Bereits vor 25 Jahren eskalierte die Lage im berühmten Wasserkrieg: Privatisierungen und Preiserhöhungen führten zu Protesten und Gewalt. Heute ist das Problem immer noch nicht gelöst.
Die Stadt wächst rasant, der Klimawandel treibt Landfamilien in die Metropole. Doch viele Quartiere im Süden haben bis heute keinen Wasseranschluss. Private Tanklaster bestimmen die Versorgung – zu hohen Preisen.
Jhoselins täglicher Kampf um Wasser
Die 27-jährige Biobäuerin Jhoselin Siñani lebt mit ihrer Familie in La Frontera, einem trockenen Randgebiet. Fließendes Wasser gibt es hier nicht. Alle zwei Wochen kauft sie Wasser vom Lastwagen – 159 Liter kosten 10 Bolivianos, rund 50 % mehr als noch vor einem Monat.
Für Jhoselin bedeutet das: Sie zahlt mehr für Wasser, als sie an mehreren Tagen auf dem Bauernmarkt verdient. Jeder Tropfen muss doppelt genutzt werden – fürs Kochen, Waschen und die Bewässerung ihres kleinen Gartens.
Dank der Unterstützung von Ciudadanía, einer Partnerorganisation von Comundo, hat sie nun einen Wassertank und besucht Kurse zum Biolandbau. Ihr Traum: ein Biozertifikat erlangen und eines Tages Agrarwissenschaften studieren.
Carmen und die Kraft der Gemeinschaft
Ganz anders sieht es bei Carmen Carballo aus. Die 30-Jährige bewirtschaftet in Huayllani, einer Gemeinde oberhalb der Stadt, einen kleinen Biobetrieb. Hier sorgt ein über 100 Jahre altes Kanalsystem für Wasser.
Die Nachbarschaft organisiert die Verteilung demokratisch: Jeden Monat trifft man sich zur Generalversammlung, wählt Wasserrichterinnen und pflegt die Kanäle gemeinsam. So hat jede Familie Zugang zu sauberem Wasser – sogar zu Trinkwasser.
Carmen zahlt im Jahr nur 5 Bolivianos für ihr Bewässerungsrecht – das ist 40-mal günstiger als Jhoselins monatliche Kosten.

Hoffnung für die Zukunft
Die Geschichten von Jhoselin und Carmen zeigen zwei Realitäten derselben Stadt: Hier der tägliche Überlebenskampf um Wasser, dort die Stärke einer organisierten Gemeinschaft.
Dank der Unterstützung von Comundo und lokalen Partnern können sich junge Biobäuerinnen für eine nachhaltige, gesunde Landwirtschaft einsetzen. Denn eines ist klar: Nur mit sauberem Wasser kann es in Cochabamba eine lebenswerte Zukunft geben.

«Dank der Unterstützung von Comundo und lokalen Partnern können sich junge Biobäuerinnen für eine nachhaltige, gesunde Landwirtschaft einsetzen.»
Manuel Moser, Comundo-Fachperson

Wie Comundo unterstützt
Damit Biobäuerinnen wie Jhoselin und Carmen eine Perspektive haben, braucht es mehr als nur Wasser – es braucht Wissen, Netzwerke und politische Unterstützung. Genau hier setzt Comundo gemeinsam an, gemeinsam mit der lokalen Partnerorganisation Ciudadanía.
Die seit 20 Jahren aktive NGO fördert Bürgerbeteiligung und nachhaltige Ernährungssysteme. Sozialanthropolge und Comundo-Fachperson Manuel Moser stärkt Ciudadanía mit einer modernen Kommunikationsstrategie und hilft beim Aufbau eines Netzwerks mit anderen Organisationen. Luis Vildozo, Agrarökologe mit internationaler Erfahrung, bringt sein Fachwissen zu biologischem Dünger und agrarpolitischen Prozessen ein.
So entstehen nachhaltige Lösungen, die sowohl die Ernährungssicherheit als auch den Zugang zu sauberem Wasser fördern – und den Menschen in Cochabamba Hoffnung geben.
Von Manuel Moser | 8. September 2025 | Bolivien
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Luis Vildozo
Agraringenieur
Die Stimme der Regierung
Bernardo Trujillo ist diplomierter Agraringenieur und Direktor für ländliche Entwicklung der Gemeine Sacaba. Im Interview mit Comundo-Fachperson Luis Vildozo erklärt er, was am stärksten zur Gewässerverschmutzung um die Grossregion Cochabamba beiträgt; und wie es immer mehr armutsbetroffene Menschen auch dank der Hilfe von Comundo schaffen, zu Selbsterzeugern werden.