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27.05.2025 | Peru, Bildung

Mit Nadel, Kamera und Köpfchen gegen den Müll

Müllberge statt Blumenrabatten, wilde Deponien statt Spielplätze – für viele Jugendliche in den Randgebieten von Lima ist Abfall Teil ihres Alltags. Doch die beeindruckende Geschichte von Rubi und Paloma zeigt, wie die Kombination aus Berufs- und Umweltbildung die Zukunft verändern könnte. 

In den Vierteln San Juan de Miraflores oder Villa María del Triunfo türmen sich alte Elektrogeräte, Verpackungen und Essensreste am Straßenrand. Die Abfallproblematik ist so sichtbar wie unsichtbar zugleich: sichtbar für jedes Auge – und doch gesellschaftlich kaum beachtet. Doch zwei junge Frauen wollen das ändern.

Paloma Ccoscco Palomino und Rubi Rivera Pfuño befinden sich im dritten Ausbildungsjahr zur Schneiderin. Was ihre Berufsausbildung besonders macht: Sie ist Teil eines Projekts von Comundo und dessen Partnerorganisationen Fe y Alegría und OjoPúblico, das Bildung mit Umweltjournalismus verbindet. Die Jugendlichen lernen nicht nur einen Beruf – sie lernen, wie sie aktiv ihre Umwelt verändern können.

Mit Ihrer Spende fördern wir bei Jugendlichen wie Paloma und Rubi Berufsbildung und Umweltbewusstsein.

Dank TikTok Lösungen zeigen

In einem Workshop dokumentierten Paloma und ihre Mitschülerinnen und Mitschüler, die Umweltprobleme in ihrem Viertel. Die Wahl fiel sofort auf das Thema Müll. «Die Leute werfen ihren Abfall einfach auf die Straße – das fällt kaum noch jemandem auf», erzählt Paloma. Ihre Arbeitsgruppe erstellte daraufhin einen TikTok-Beitrag, in dem sie nicht nur das Problem sichtbar machten, sondern auch konkrete Lösungsvorschläge präsentierten: farblich gekennzeichnete Mülleimer, Aufklärung und Wiederverwertung.

Aus Alt wird Neu – mit ein wenig Kreativität

Auch Rubi Rivera Pfuño entwickelte Ideen für mehr Nachhaltigkeit im Alltag. In ihrer Ausbildung verarbeitet sie gemeinsam mit ihren Kolleginnen alte Werbeplanen zu Taschen, Hüllen oder sogar Hundehütten. Besonders stolz ist sie auf ein riesiges Schattenzelt, das sie im Pausenhof aus recycelten Bannern mitgebaut hat. «Das hat mir gezeigt, was alles möglich ist, wenn man Materialien nicht einfach wegwirft», sagt sie. Ihr Beitrag darüber ging auf Instagram viral – ein Erfolg, der motiviert.

Ein riesiges Schattenzelt aus alten Plastikplanen dient nun als Freiluft-Klassenzimmer.
Ein riesiges Schattenzelt aus alten Plastikplanen dient nun als Freiluft-Klassenzimmer.

 

«Ich will mehr Bewusstsein für die Umwelt schaffen, dann gibt es auch mehr Handlung. Und nur durch Handlung kommt Veränderung!»

Paloma Ccoscco Palomino (19)

 

Bildung als Schlüssel zur Veränderung

Was die Geschichten von Paloma und Rubi zeigen: Umweltbildung wirkt. Wenn Jugendliche verstehen, wie sehr ihr Alltag von Umweltproblemen geprägt ist, und gleichzeitig Werkzeuge erhalten, um aktiv zu werden, entsteht echte Veränderung. Comundo bringt mit Fe y Alegría und OjoPúblico nicht nur Wissen in die Klassenzimmer – sondern auch Mut, Verantwortung zu übernehmen.

Denn Müll und Umweltverschmutzung in Peru ist nicht nur ein lokales Problem – sondern Ausdruck eines weltweiten Ungleichgewichts: Wer wenig hat, leidet oft am stärksten unter der Umweltbelastung. Bildung dagegen ist eine Ressource, die aufräumt – im Kopf und auf der Straße.

Paloma Ccoscco Palomino liebt es, recycelte Produkte aus Materialresten herzustellen.
Paloma Ccoscco Palomino liebt es, recycelte Produkte aus Materialresten herzustellen.

 

Zwar ist ein direkter Vergleich zwischen der Schweiz und Peru schwierig. Doch die Tendenz ist klar: Die Schweiz produziert pro Kopf bis 3 x Mal mehr Haushaltsabfälle und bis zu 10 x mehr Gesamtabfälle pro Jahr als Peru. 

 

Doch werden in Peru nur maximal 4 % tatsächlich recycelt. Der Rest landet auf wilden Deponien, in Flüssen oder auf der Straße. Zum Vergleich: In der Schweiz werden über 50 % der Abfälle wiederverwertet oder thermisch verwertet.

 

Das Projekt von Comundo setzt genau hier an: Bildung schafft Bewusstsein – und motiviert zur Veränderung. Was heute auf der Straße liegt, kann morgen schon ein Lernprojekt, eine Tasche oder ein Klassenzimmerdach sein.

 

Vergleich pro Person und Jahr

 Quelle: Ministerio del Ambiente (MINAM), Studie Holland Circular Hotspot (2018) // Quelle: Bundesamt für Umwelt (BAFU), Stand 2020–2022

 


 

Von Aaron Wörz | 27. Mai 2025 | Peru

 

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Aaron Wörz

Journalist

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Aaron Wörz unterstützt als Journalist mit internationalen Erfahrungen unseren Partner in Peru "OjoPúblico", ein investgatives journalistisches Netzwerk. Er hilft dabei, u.a. Umweltprobleme in Peru über die Landesgrenzen hinaus bekannt zu machen. Aaron Wörz recherchiert auch zu den Auswirkungen internationaler Lieferketten auf die Umwelt.

 

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