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02.06.2021 | Sambia, Klima und Umwelt

Mit nachhaltiger Landwirtschaft den Wald retten

Waldrodungen und umweltschädlicher Maisanbau bedrohen die letzten Miombo-Wälder in Sambia. Wie können sie erhalten werden? Darüber entscheiden die Menschen vor Ort. Die Biologin Simona Stoll und ihrer Partnerorganisation, die Zambian Governance Foundation, begleiten die Betroffenen auf diesem Weg.

Bäume werden gerodet und zu Holzkohle verarbeitet – ein nach wie vor lukratives Geschäft zu Ungunsten der Umwelt.

Eine rote, sandige Strasse schlängelt sich durch eine sanfte Hügellandschaft. Der Blick kann in die Ferne schweifen, Wald soweit das Auge reicht. Es handelt sich um den sogenannten Miombo-Wald aus locker stehenden, niedrigen Bäumen, dazwischen mannshohes Savannengras. Immer wieder kommen wir an Maisfeldern und kleinen Dörfern vorbei. Ziegen und Kühe ziehen durchs Gebüsch am Strassenrand, Hühner fliehen gackernd vor unserem Auto. Idyllisch sieht es aus hier. Doch der Schein trügt. Die Geschwindigkeit, mit der hier Wald abgeholzt wird, gehört zur weltweit höchsten. Zusätzlich verstärkt der Klimawandel die Trockenheit in dieser Region. 

Bezogen auf das Einkommen, gilt die Gegend als eine der ärmsten in Sambia. Doch auch wenn die Menschen wenig Geld haben, sie sind reich an Land, Wald und Boden. Sie bauen Mais an, halten Vieh und sammeln essbare Insekten, Früchte und Heilkräuter im Wald. 

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damit in Sambia eine nachhaltige Landwirtschaft entsteht,

von der in Zukunft alle profitieren.
 

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Mais – heiss geliebt und hoch problematisch 

Der Maisanbau geniert jedoch einige Probleme. Grosse Agrarkonzerne dominieren das Geschäft mit dem Saatgut, dem Dünger und den Pestiziden. So wird der Mais häufig nicht nachhaltig und unter Verwendung grosser Mengen von künstlichem Dünger und Pestiziden angebaut. Der empfindliche tropische Boden verliert dadurch seine Fruchtbarkeit und erodiert. Daher können auf einem Feld meist nur wenige Jahre lang Mais angebaut werden. 

Herkömmlicherweise gibt es für dieses Problem zwei Lösungen: Neues Land oder noch mehr Dünger. Für ein Stück neues Land wird in der Regel ein Stück Wald geopfert. Die gefällten Bäume werden anschliessend vor Ort verköhlert. Durch den Verkauf von Holzkohle in die Hauptstadt Lusaka kann gutes Geld gemacht werden. Denn der Bedarf ist hoch. Fast in allen Haushalten wird noch mit Kohle gekocht. Durch den Verkauf von Holzkohle ist auf dem Land wieder Geld vorhanden für den Einkauf von Saatgut, Dünger und Pestiziden. Ein unseliger Kreislauf.  

Langsam neigt sich der Waldbestand aufgrund dieser Praktiken dem Ende zu. Nur von weitem, aus dem Auto, sieht der Wald unendlich aus. Aus der Nähe betrachtet sieht man viele Felder und Lücken und nur noch kleine Waldinseln. „The trees are finished soon“ (die Bäume gehen uns schon bald aus), war denn auch die Antwort auf meine Frage, was hier vor Ort das drängendste Problem ist.  

Fehlt bei herkömmlichen Anbaumethoden das Geld, bleibt die Maisernte aus.

Selbstbestimmung als Schlüssel zum Erfolg 

Was kann man dagegen tun? Nun, alle Menschen verfügen über Fähigkeiten, die sie nutzen können, um die Situation zu verbessern und ihre Ziele zu erreichen. Hier setzt meine Partnerorganisation, die Zambian Governance Foundation, an. Wir arbeiten direkt mit den Betroffenen vor Ort und unterstützen sie dabei, den Fokus auf ihre Stärken zu legen und ihre wirtschaftliche Entwicklung in die eigenen Hände zu nehmen. Mein Arbeitskollege Derwin Chali und ich führten zusammen mit interessierten Einwohnerinnen und Einwohnern eine umfassende Analyse der Umweltgegebenheiten in ihrem Dorf durch. Die Resultate zeigten Umweltprobleme, aber vor allem auch vorhandene Potentiale, auf die man aufbauen kann. Beispiele dazu sind die Zucht von lokalen Sorten und der rege Austausch von Saatgut, gut organisierte landwirtschaftliche Kooperativen, oder der in der traditionellen Kultur verankerte Schutz von Quellen. 

Kelvin Tambulukani (links) und Simona Stoll (rechts) führen mit dem Bauern Moses Sebele (mitte) ein Interview über Umweltbedingungen und Zukunftsvisionen durch.

Zusätzlich organisieren wir Informationsveranstaltungen und Kurse zu ausgewählten Themen. Geplant sind zum Beispiel ein Austausch unter Bäuerinnen und Bauern zu neuen, nachhaltigen Bewirtschaftungsformen und alternativen Getreidesorten. Damit werden die landwirtschaftlichen Praktiken besser an den Klimawandel angepasst und die Bodenfruchtbarkeit wiederhergestellt. Als Folge davon soll der Druck auf die letzten Wälder abnehmen. 

Sind Massnahmen mit Kostenfolgen notwendig, sammeln die Menschen vor Ort einen Teil des Geldes selber und wir von der Zambian Governance Foundation steuern den fehlenden Anteil bei. So bleiben die Projekte in der Hand der Betroffenen. Die Menschen vor Ort entscheiden, welcher Weg sie in die Zukunft führt.


 

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Von Simona Stoll | 2. Juni 2021 | Sambia

 

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Simona Stoll

MSc Ökologie und Evolution, Biologin

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Die Biologin Simona Stoll setzte sich in Sambia für mehr Bewusstsein und zielgerichtetes Handeln im Umweltbereich ein. Zusammen mit ihrer Partnerorganisation unterstützte sie Gemeinden in der Reduktion von Umweltbelastungen und im Finden von innovativen Lösungen, damit Ressourcen besser genutzt werden können.