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01.02.2024

Die Hofmanns: Eine Familie und eine Netzwerkgruppe

Wenn eine Fachperson aufbricht, um sich mit Comundo und seinen Partnern im Globalen Süden zu engagieren, kann sie auf den Rückhalt ihrer Familie zählen. Und auf die Unterstützung ihrer Netzwerkgruppe. Bei Marisol Hofmann stellen ihr Vater Olivier, ein Bäcker in Reconvilier, und ihre Schwester Lucie, die in Biel studiert, die Verbindung zu rund 60 Netzwerkgruppen-Mitgliedern her und beliefern diese regelmässig mit Informationen über die Entwicklungen in Marisols Projekt im bolivianischen Santa Cruz. – Eine Begegnung mit einer solidarischen engagierten Familie.

Der Duft von Frischgebackenem steigt einem in die Nase, wenn man die Bäckerei Hofmann in Reconvilier betritt. Feine Brote, aussen knusprig und innen zart, liegen in der Auslage. Hinter den Köstlichkeiten steht Marisol Hofmanns Familie: Von der Grossmutter über die Schwestern bis hin zum Vater scheint der Samen der Solidarität über die Generationen hinweg zu keimen.

Das Interesse am Anderen und am Anderswo: eine Familienangelegenheit? 

Olivier Hofmann (OH), Vater und Mitglied der Marisol-Netzwerkgruppe – In unserer Familie haben wir schon immer Hilfsprojekte im Ausland unterstützt. Als ich jünger war, habe ich in Zentralamerika gelebt. Schon damals baute ich Brücken zwischen der Schweiz und meinem Gastland, indem ich Sammlungen organisierte: Zum Beispiel sammelte ich Fussballschuhe, um sie in Nicaragua zu verschenken. Oder Plüschtiere, um diese in einem Waisenhaus in Guatemala an die Kinder zu verteilen. Humanistische Werte sind in unserer Familie seit jeher verankert, so auch Neugier und Offenheit.

Lucie Hofmann (LH), Schwester und Leiterin von Marisols Netzwerkgruppe – Schon in unserer Kindheit haben wir in der Familienbäckerei ausländische Praktikantinnen und Praktikanten aus allen möglichen Ländern beschäftigt. Da unsere Wurzeln mütterlicherseits in Nicaragua liegen, haben diese Begegnungen unsere interkulturelle Offenheit noch verstärkt. Wir haben uns auch aktiv für soziale Anliegen eingesetzt.

Und, als Marisol sich entschloss, sich mit Comundo für Bolivien einzusetzen?

OH – Marisol war schon immer international orientiert, sie ist viel gereist. Und sie war Co-Vorsitzende des Vereins für die Städtepartnerschaft zwischen der Stadt Biel und San Marcos in Nicaragua. Mit Comundo eröffnete sich für sie die Chance, drei Jahre lang als Einsatzleistende nach Bolivien zu gehen. Meine drei Töchter sind eng miteinander verbunden. Lucie, die für ihren Bachelor-Abschluss als Agraringenieurin ein internationales Praktikum absolvieren musste, fand eine Praktikumsstelle in Santa Cruz. Auch Noemi wollte dabei sein: Als Designerin trug sie zu einem sozialen Projekt mit indigenen Guarani-Näherinnen in der Nähe von Santa Cruz bei, welches in der lokalen Fashion Week gezeigt wurde!

LH – Die Gespräche mit Marisol und ihre Rundbriefe haben uns auf die Lebensrealitäten vorbereitet, die wir in Bolivien vorfinden würden. Als ich ankam, war ich dennoch schockiert über das offensichtliche Ausmass einiger Probleme, insbesondere in Bezug auf Abfall, Bildungssysteme und chemische Einflüsse in der Landwirtschaft. Und so war ich anfangs traurig und verzweifelt. Doch Marisol erinnerte mich an die Geschichte mit dem Kolibri aus unserer Kindheit mit der Botschaft, dass auch ein kleiner Tropfen Wasser zum Löschen des Feuers beitragen kann. Und ich habe meinen Platz gefunden! Letztendlich lohnt es sich immer, auch kleine Gesten zu machen: Man sieht die Auswirkungen vor Ort und wenn man in die Schweiz zurückkehrt!

Die Hofmanns: 1 Vater und 3 Töchter vereint im bolivianischen Dschungel
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Die drei Hofmann-Schwestern vereint in der bolivianischen Landschaft
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Marisol Hofmann: Nie allein auf der Suche nach ihrem Gleichgewicht
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Wie gestalten Sie die Aufklärungsarbeit in der Schweiz? 

LH – Durch Gespräche mit Freunden und Bekannten, mit Gästen in der Bar, wo ich arbeite, mit Passanten auf der Strasse: «Sie sind doch die Schwester von Marisol, die nach Bolivien gegangen ist?» All diese Begegnungen haben es mir ermöglicht, Bruchstücke meiner und ihrer Erfahrungen zu liefern. Meistens haben die Leute interessiert zugehört. Die im Ausland gemachten Erfahrungen, der Austausch von Wissen und das Teilen von Erfahrungen haben positive Auswirkungen, auch wenn es schwer messbar ist!

Welche Art von Aktionen haben Sie in der Marisol-Netzwerkgruppe durchgeführt?

OH – Für mich gibt es zwei Möglichkeiten, sich zu engagieren: indem man mit den Menschen spricht und sie sensibilisiert. Oder indem man etwas findet, womit man ein Geld sammeln kann. Als Marisol abreiste, habe ich ihr zu Ehren ein «Brot des Monats» gebacken: ein «Sonnenbrot der Inkas». Dann bot ich Tafeln mit bolivianischer Wildschokolade an. Das wurde zu einer Daueraktion: Meine Kundinnen und Kunden mögen das Produkt und wissen, dass sie damit eine gute Sache unterstützen. Und es funktioniert gut: Vielleicht ist es nur der kleine Tropfen des Kolibris, aber es sind schon über 500 Franken für ihr Projekt zusammengekommen. Und bereits haben wir mit Marisol über ein neues Maisbrot gesprochen, vielleicht ist das die nächste Idee... Oder vielleicht doch ein bolivianischer Abend oder ein Festival im Dorf mit Musik und vielen Begegnungen...? Fortsetzung folgt...

Wie wichtig ist für Marisol die Unterstützung durch die Netzwerkgruppe? 

LH – Marisols Netzwerkgruppe hat gut 60 Mitglieder, die aus Reconvilier, Tavannes, Tramelan und Biel stammen. Diese Gruppe ist für Marisol ein Motivationsfaktor. Als Journalistin ist sie es sich gewohnt, Informationen zu teilen, zu hinterfragen, zu vermitteln und zu überzeugen. Sie liebt es, Rundbriefe zu schreiben, Blogs und Videos auf der Comundo-Website zu veröffentlichen und ihre Erfahrungen in den sozialen Medien zu teilen. Während ihres kurzen Heimaturlaubs um Weihnachten hat sie Sensibilisierungsarbeit gemacht: So traf sie sich mehrmals mit den Mitgliedern ihrer Netzwerkgruppe, nahm an öffentlichen Veranstaltungen teil und gab Interviews in den Medien! Die Mitglieder der Netzwerkgruppe sind ihre engsten Verbündeten. Doch es ist ihr auch wichtig, die Reichweite ihrer Erfahrungsberichte zu erweitern.

OH – Marisols Engagement ermöglicht es, ihr Netzwerk für ein bestimmtes Thema zu sensibilisieren: Wenn jemand, den man kennt, sachkundig über eine weit entfernte Realität oder Problematik berichtet, die einen deutlichen Widerhall in unserem Leben und unseren Anliegen hier in der Schweiz hat, schenkt man dem Thema mehr Aufmerksamkeit. Die Funktion der Vermittlerin zwischen Gemeinschaften, die geografisch weit voneinander entfernt sind, ist das Herzstück von Marisols Arbeit und findet in der Netzwerkgruppe ein Echo.

Was wäre, wenn wir noch etwas Besseres tun könnten?

LH – Am Anfang war es schwierig, den Mitgliedern der Netzwerkgruppe zu erklären, was sie erwarten und was sie selber beitragen können. Regelmässig einen Rundbrief zu erhalten, ja, aber was noch? Mit der Zeit wurde ihnen ihre Rolle immer klarer. In diesem Sinne begrüsse ich die jüngsten Bemühungen von Comundo im Internet, die es ermöglichen, besser zu verdeutlichen, was man konkret tun kann...

Vielen Dank für das Gespräch und herzlichen Glückwunsch an die ganze Familie für ihr grossartiges Engagement!

 

Von | 1. Februar 2024

 

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Fachperson

Marisol Hofmann
Journalistin / Kommunikationsexpertin

E-Mail

Eckdaten

Dauer
01.04.2022 - 31.03.2025

Region
Santa Cruz / Bolivien

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