Schutz vor Gewalt im Internet

Bolivien ist eines der Länder mit den höchsten gemeldeten Fällen von geschlechtsbezogener Gewalt in Lateinamerika. Diese Gewalt kann verschiedene Formen annehmen, darunter häusliche Gewalt, sexuelle Übergriffe, Femizide (Morde an Frauen aufgrund ihres Geschlechts) und andere Formen geschlechtsbezogener Gewalt. Die Gründe dafür sind vielschichtig: Einerseits ist Bolivien von einer starken Geschlechterungleichheit geprägt. Traditionelle Geschlechterrollen und Stereotypen können dazu führen, dass Mädchen und Frauen als minderwertig angesehen werden und Gewalt gegen sie gerechtfertigt wird. Andererseits können Armut, Abhängigkeit sowie Straflosigkeit das Risiko von Gewalt erhöhen. Ein weiterer Faktor sind mangelnde Bildung und Sensibilisierung.

Gerade auch das Internet kann als Plattform dienen, um Gewalt gegen Mädchen, Frauen und Jugendliche zu verbreiten. Dies umfasst zum Beispiel die Verbreitung von gewalttätigen Inhalten, Belästigung in sozialen Medien oder die Veröffentlichung von intimen Bildern ohne Einwilligung. Der Mangel an Kenntnissen und Fähigkeiten für die sichere Nutzung digitaler Technologien erhöht die Verwundbarkeit potentieller Opfer. Besonders betroffen von digitaler Gewalt sind deshalb Kinder und Jugendliche in ländlichen Gebieten mit eingeschränktem Zugang zu Bildung.

Gemeinsam mit unserer lokalen Partnerorganisation Fundación InternetBolivia.org fördert die Comundo-Fachperson Steffen Heinzelmann die digitalen Rechte und Kompetenzen von Kindern und Jugendlichen. Sie bieten Workshops für Eltern und Schüler/-innen zwischen 8 und 18 Jahren an. Diese fokussieren auf die sichere Nutzung von Social Media und anderen digitalen Plattformen und sensibilisieren für potentielle Risiken und Bedrohungen. Darüber hinaus werden Anlaufstellen für Opfer eingerichtet und Fälle von Gewalt dokumentiert, um mehr Informationen über das Ausmass der Gewaltfälle zu erhalten.

Steffen Heinzelmann ist ein erfahrener Journalist und Kommunikationsberater. Er bildet das Team der Fundación InternetBolivia.org weiter und fördert das Wissensmanagement innerhalb der Organisation. Zudem unterstützt er die Entwicklung von Schulungsmaterialien zur Prävention und Identifizierung digitaler Gewalt, welche dann in Workshops für Kinder, Jugendliche sowie Eltern und Lehrpersonen eingesetzt werden können, wie z.B. Videos, Infografiken, Handbücher, etc.

Dank der Bildungsangebote wird eine Kultur des Respekts und der Sicherheit im digitalen Raum gefördert. Ca. 400 Kinder und Jugendliche werden für die Risiken sensibilisiert und können sich selbst besser schützen sowie angemessen auf Bedrohungssituationen reagieren. Durch sie werden weitere 1500 Jugendliche und rund 1000 Lehrpersonen und Erziehungsberechtigte erreicht. Im Fokus stehen Mädchen und junge Frauen aus prekären wirtschaftlichen und familiären Verhältnissen, die besonders verletzlich sind. Das Internet und digitale Medien gehören immer mehr zum Alltag von Jugendlichen. Sie bergen nicht nur Gefahren, sondern bieten auch eine grosse Fülle an Lernwerkzeugen sowie vielseitige Austauschmöglichkeiten. Diese sollen die jungen Menschen sicher nutzen und sich frei bewegen können – dank digitaler Kompetenzen und bewusstem Umgang damit.

Comundo setzt sich in Bolivien für die Rechte von Mädchen und Frauen ein und arbeitet daran, geschlechtsspezifische Gewalt zu bekämpfen. Um Gewaltopfer besser zu schützen und betreuen zu können, betreiben wir Aufklärungsarbeit und fördern die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Akteuren wie Schulen, Dorfgemeinschaften, Frauenhäusern und der Polizei. Im Zentrum der Aktivitäten stehen Kinder und Jugendliche, die Opfer von häuslicher oder sexualisierter Gewalt wurden oder aufgrund von Migration und Menschenhandel besonders verletzlich sind. Ein weiteres Ziel ist die Sicherung einer gesunden Ernährung mit ökologischen Nahrungsmitteln von verletzlichen Kindern und alten Menschen.